Immer öfter wird man als Kunde geduzt. Doch nur eine Minderheit findet es gut, in Geschäften oder in Anschreiben mit „Du“ angeredet zu werden. Das hat jetzt eine repräsentative INSA-Befragung im Auftrag der Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache ergeben. Die Ergebnisse liegen der DEUTSCHEN SPRACHWELT vor. Demzufolge finden es nur 32,3 Prozent der Befragten gut, als Kunde geduzt zu werden. Eine relative Mehrheit von 48,3 Prozent findet es nicht gut. 19,4 Prozent sind sich unsicher oder machten keine Angabe.
Besonders ältere Kunden fühlen sich gestört. 59 Prozent der über 60jährigen, aber nur 33 Prozent der unter 30jährigen lehnen das Duzen im Geschäft ab. Diese finden es sogar zu 44 Prozent gut. In der Altersgruppe ab 30 Jahren ist das Verhältnis zwischen Gegnern und Freunden des geschäftlichen Duzens ungefähr ausgeglichen, ab 40 Jahren kippt es zugunsten derer, die lieber mit „Sie“ angeredet werden möchten.
Unter den Befragten mit ausländischen Wurzeln finden 42 Prozent das Duzen gut, während sich 37 Prozent gestört fühlen. Akademiker bestehen eher auf das „Sie“ als die Befragten mit niedrigerem Bildungsabschluß. Die bevorzugte Form der Kundenansprache ist keine Frage des Geschlechts und der politischen Einstellung: Das Verhältnis zwischen Befürwortern und Gegnern ist bei Männern und Frauen und bei den Wählern quer durch alle Parteien ungefähr gleich. Überall gibt es eine zumindest relative Mehrheit für die Freunde des höflichen „Sie“.
zum Duzen: wenn ich in Mails von Firmen geduzt werde, denke ich – das ist wohl eher ein „Shop“ für junge Leute. Ich mag es von Fremden nicht. Wenn allerdings die Jugendlichen aus meinem Verein mich duzen, fühle ich mich sogar etwas geehrt, d.h. als zugehörig wahrgenommen. Auch wenn ein Mensch anderer Muttersprache mich höflich per Du anspricht, ist das zu akzeptieren.
Ich würde sagen, dass es eine ziemliche Unverschämtheit ist, als Kunde ungefragt geduzt zu werden. Schließlich leben die Beschäftigten ja von den Kunden und da ist ein bisschen Höflichkeit doch wohl nicht zu viel verlangt! Der Entschluss, zum „Du“ überzugehen, kann und sollte nie einseitig sein, sowas muss immer in beiderseitigem Einvernehmen geschehen. Aber man muss als Kunde die generelle Möglichkeit haben, die Konversation per „Sie“ laufen zu lassen.