Frank Plasberg, Horst Hippler und 25 Bad Homburger Gymnasiasten

Hart, aber deutsch: Plasberg gewinnt

Ein Fernsehmoderator, ein Hochschullehrer und eine Schülergruppe erhielten die meisten Stimmen bei der Wahl der Sprachwahrer des Jahres 2012. Auf den ersten Platz wählten die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT mit 18,5 Prozent den ARD-Moderator Frank Plasberg. An zweiter Stelle folgt mit 17,0 Prozent Horst Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Platz drei eroberten mit 12,9 Prozent 25 Bad Homburger Gymnasiasten.

Platz 1: Frank Plasberg

Seit 2001 leitet Frank Plasberg die politische Gesprächssendung „Hart aber fair“. Zunächst lief sie im dritten Fernsehprogramm des WDR. Im Oktober 2007 wechselte Plasberg dann ins erste Programm. Der Moderator besteht darauf, Fremdwörter und unverständliche Ausdrücke zu erklären. Einen Gast, der mit Anglizismen glänzen wollte, unterbrach er fragend: „Hatten Sie eigentlich kein Deutsch in der Schule?“ Selbst die „Zuschaueranwältin“ der Sendung, Brigitte Büsche, unterliegt Plasbergs Deutschgebot. Als sie einmal die Zuschauerfrage „Was halten Sie von dem Grundsatz ‚Cook it, peel it or leave it?‘“ an einen Gast weiterleitete, unterbrach Plasberg sie sofort: „Können wir das auch auf deutsch haben? Deine Tochter geht bald auf ein englisches Internat. Du übst schon, glaube ich.“ Sie übersetzte sogleich: „Koch es, pelle es oder laß es.“ Plasberg fiel dem Unternehmer Wolfgang Grupp („Trigema“) ins Wort, als dieser von einem „Credit-to-Credit-T-Shirt“ redete: „Was ist ein ‚Credit-to-Credit‘? Ich denke, Sie zahlen immer bar?“ Einen Wirtschaftsfunktionär tadelte er: „Das klingt wie ein Englischkurs für Fortgeschrittene.“ Der Gast hatte nämlich gestottert: „Wir haben Unternehmen, die nach dem Global Organic Textile Systeme labeln, die auch nach Fair Trade labeln.“ Nicht allen gefällt dieses Eintreten für die deutsche Sprache. In einer Netzpetition von Daniel Sawitzki aus Dortmund, die forderte, Plasbergs Gesprächsgäste künftig ausreden zu lassen, hieß es in der Begründung unter anderem: „An anderer Stelle traut er seinen Zuschauern nicht zu, eine Fremdwort zu kennen, und unterbricht den roten Faden eines Gastes durch die Nötigung, das Fremdwort zu erklären.“ Die Petition erhielt insgesamt zwei Unterschriften …

Platz 2: Horst Hippler

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, ist „dagegen, Lehrveranstaltungen nur auf englisch anzubieten. Das ist falsch verstandene Internationalität. Wenn man begeistern und Leute mitnehmen will, dann gehört auch Sprachwitz und mehr dazu, was sich in der Muttersprache besser ausdrücken läßt.“ Das sagte er am 2. Mai 2012 zu Beginn seiner Amtszeit im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“. Er glaubt: „Es ist falsch, wenn nur noch Englisch gesprochen wird. Deutsche Sprachqualifikation sollte früher oder später allen abverlangt werden.“ Die deutsche Sprache müsse bereits im Grundstudium gestärkt werden: „Im Bachelor sollte die Hauptsprache weiter Deutsch sein. Dabei geht es auch darum, den Studenten die Begeisterung für das Fach zu vermitteln, und das gelingt besser und präziser in der Muttersprache.“

Platz 3: 25 Bad Homburger Gymnasiasten

Von „Blitzelement“ bis „vermaledeit“: Die Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums in Bad Homburg sammelten Hunderte alter Wörter und schrieben dazu Beiträge, die sie mit Hilfe der Mainzer Lenz-Stiftung in dem Band „Das vergessene Wort – Vom Reichtum der deutschen Sprache“ veröffentlichten. Schulleiterin Heike Zinke schwärmte: „Unter unseren vielen Projekten ist dies ein ganz besonderes.“ Die Abiturientin Theresa Püllen etwa, die sich Märchen von Hermann Hesse vorgenommen hatte, bekannte: „Das Bewußtsein, wie man spricht und was man ausdrücken möchte, ist gewachsen.“ In ihrem Erfahrungsbericht schrieb sie: „Die Sprache, die wir selbst benutzen, verrät viel über uns selbst, über eigenen Ideale, über Prioritäten, über unsere Vorstellungen vom Miteinander.“ Marie Hering hatte sich bewußt für Fontane entschieden: „Von Jugendlichen wird heute oft ein reduziertes und mit englischen Ausdrücken durchsetztes Deutsch gesprochen.“ Schulen, die ebenfalls an dem Projekt „Das vergessene Wort“ teilnehmen wollen, können sich an die vor zehn Jahren gegründete Dr.-Ing.-Hans-Joachim-Lenz-Stiftung in Mainz wenden: www.lenz-stiftung-mainz.de. Der Band mit den Beiträgen der Bad Homburger Schüler ist auch im Buchhandel erhältlich.

Vorgeschlagen waren:

Frans Timmermans: Der niederländische Außenminister unterstützt tatkräftig „Mach mit!“, eine Aktionsgruppe für die deutsche Sprache in den Niederlanden. Er sagt: „Es tut mir weh, wenn ich sehe, daß Niederländer und Deutsche in schlechtem Englisch miteinander kommunizieren.“

Jean-Marc Ayrault: Der französische Premierminister ist ein bekennender Freund der deutschen Sprache. Er studierte Germanistik in Würzburg, spricht fließend Deutsch und hat vor seiner politischen Laufbahn als Deutschlehrer gearbeitet.

Ute Andresen: Die Schreiblehrerin ist „entsetzt, wie die Handschrift verwahrlost“ und wirbt in Veranstaltungen, Zeitungsartikeln und Fernsehbeiträgen für eine gute Handschrift. Kürzlich gründete sie eine „Allianz für die Handschrift“.

Renate Tost: Die Graphikerin und Mitbegründerin der Schulausgangsschrift setzt sich dafür ein, daß die Grundschulen weiterhin Schreibschrift unterrichten (vgl. DSW 49, Seite 3).

Horst Hippler: Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz bricht eine Lanze für Deutsch als Wissenschaftssprache: „Es ist falsch, wenn nur noch Englisch gesprochen wird. Deutsche Sprachqualifikation sollte früher oder später allen abverlangt werden.“

Frank Plasberg: Der ARD-Fernsehmoderator besteht in seiner Diskussionssendung „Hart aber fair“ immer wieder darauf, daß seine Gäste Fremdwörter und unverständliche Ausdrücke erklären (vorgeschlagen von der Aktion Deutsche Sprache – ADS).

AGMO e. V.: Die Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen fördert deutschsprachige Kindergärten und Grundschulen in den Oder-Neiße-Gebieten.

Die bayerischen und mitteldeutschen Grundschüler: Die Schüler aus den Bundesländern Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen belegten in einer Ländervergleichsstudie die Spitzenplätze in der Disziplin „Lesen“.

25 Bad Homburger Gymnasiasten: Die Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums sammelten Hunderte alter Wörter und schrieben dazu Beiträge, die sie mit Hilfe der Mainzer Lenz-Stiftung in dem Band „Das vergessene Wort – Vom Reichtum der deutschen Sprache“ veröffentlichten.