Volksgruppe der Deutschen in der Republik Polen, Jürgen Plöhn

Diskriminierte deutsche Volksgruppe siegt

Die Volksgruppe der Deutschen in der Republik Polen ist „Sprachwahrer des Jahres 2022“. Das hat die DEUTSCHE SPRACHWELT zum Welttag der Muttersprache am 21. Februar dieses Jahres der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Leser unserer Sprachzeitung wählten die Volksgruppe mit 44,6 Prozent der Stimmen mit großem Abstand auf den ersten Platz. Damit würdigen sie den Kampf der vom polnischen Staat diskriminierten deutschen Minderheit für das Recht auf Muttersprache.

Seit dem Jahr 2000 wählen die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT „Sprachwahrer des Jahres“, um vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die Auszeichnung erhielten bisher beispielsweise Dieter Hallervorden (2021), Loriot (2011), Papst Benedikt XVI. (2005) und Reiner Kunze (2002).

2022 hat Polen die Finanzierung des Unterrichts in Deutsch als Minderheitensprache von drei Stunden auf eine Stunde pro Woche gekürzt. Alle anderen anerkannten Minderheitensprachen blieben davon verschont. Rund 50.000 Schüler in den drei Woiwodschaften Oppeln, Schlesien und Ermland-Masuren sind davon betroffen. Damit wollte der polnische Staat Druck auf Deutschland ausüben, für Einwanderer Polnischunterricht auf muttersprachlichem Niveau zu finanzieren. Das ist gelungen. Obwohl Bildungspolitik eigentlich Ländersache ist, sieht der deutsche Bundeshaushalt für 2023 für den Polnischunterricht erstmals Mittel in Millionenhöhe vor.

Die Diskriminierung der deutschen Minderheit wurde jedoch immer noch nicht rückgängig gemacht. Der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek hat bei einem Treffen mit Vertretern der Minderheit in Oppeln lediglich in Aussicht gestellt, daß man zu drei Stunden minderheitensprachlichen Deutschunterricht zurückkehren könne, wenn gewährleistet werde, daß nur Kinder von Mitgliedern der deutschen Volksgruppe an diesem Unterricht teilnehmen.

Dies ist allerdings nicht zu bewerkstelligen, denn nach dem polnischen Gesetz darf niemand nach seiner Nationalität gefragt werden. Außerdem sieht die von Polen ratifizierte Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen vor, daß der Zugang zu einer Minderheitensprache auch Vertretern der Mehrheitsbevölkerung ermöglicht werden soll, um so die Sprache einer Volksgruppe zu fördern und sie vor dem Aussterben zu bewahren.

Von der deutschen Öffentlichkeit blieben die Kürzung des Deutschunterrichts in der Republik Polen und der Widerstand dagegen weitestgehend unbeachtet. Viele Eltern sind empört: Sie können sich die zusätzlichen Kosten für privaten Deutschunterricht nicht leisten. Auch Nichtregierungsorganisationen wehren sich. Denn der polnische Staat ist dazu verpflichtet, allen Minderheiten denselben Zugang zum Erlernen ihrer Sprache zu ermöglichen.

Platz 2: Jürgen Plöhn

Auf dem zweiten Platz der „Sprachwahrer des Jahres“ folgt mit 14,7 Prozent der Stimmen Jürgen Plöhn, außerplanmäßiger Politikprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dieser erwartet von seinen Studenten korrektes Deutsch ohne Gendern. In seinen Seminarhinweisen erklärt Plöhn, er verlange von seinen Studenten die „Verwendung der ideologiefreien Hochsprache, wie sie allgemein verstanden und gesprochen wird.“

Im April 2021 beschwerten sich deswegen linke Studenten bei der „Präventionsstelle Diskriminierung und sexuelle Belästigung“. Das Institut für Politikwissenschaften forderte Plöhn anschließend auf, seine Vorgaben, die zuvor in dreißig Jahren nicht beanstandet worden waren, zurückzunehmen. Plöhn weigerte sich: „Wissenschaft ist Wahrheitssuche, und das wesentliche Instrument dazu ist in den Geisteswissenschaften die Sprache. Wer gendert, bringt damit eine politische Ideologie zum Ausdruck, die die Verhältnisse nicht nur erforschen, sondern verändern will.“

Im Wintersemester 2021/22 erkundigte sich dann der Studiendekan hinter dem Rücken des Professors bei dessen Studenten, ob seine Vorgehensweise weiterhin gelte. Plöhn war empört über diese „Bespitzelung“. In der Folge entzog ihm die Universitätsleitung zunächst die Lehrbefugnis, mußte diese illegale Maßnahme aber wieder zurücknehmen. Schließlich stufte sie seine Lehrveranstaltungen als nicht mehr prüfungsrelevant ein. Studenten durften bei ihm keine Scheine mehr erwerben. Institutsdirektor Johannes Varwick schrieb hämisch an Plöhn: „Ich weiß nicht, sehr geehrter Herr Plöhn, ob Sie unter diesen Voraussetzungen noch Freude an der Lehre haben werden.“

Plöhn kann daher seit dem Sommersemester 2022 keine Vorlesungen mehr anbieten. „An Martin Luthers Universität sollte man sich nach meiner Auffassung daran orientieren, wie die Sprache der Bevölkerung tatsächlich aussieht“, sagte Plöhn enttäuscht zur BILD-Zeitung. „Luther hatte es selbst derb, aber zutreffend gesagt: ‚dem Volk aufs Maul schaun!‘“

Auch der ehemalige Ministerpräsident Christoph Bergner versteht die Entscheidung der Universität nicht: „Ich habe 1990 in Halle persönlich für die Hochschulerneuerung gekämpft. Um die Freiheit der Lehre weiter zu gewährleisten, ist es wichtig, diese wissenschaftsfremde Bevormundung zu beenden. Ich kann nur warnen: Wehret den Anfängen!“

Vor kurzem beschrieb Plöhn auf der Plattform „Linkedin“ einen Ausweg aus der Genderei: „Die zwangsweise Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten immunisiert diese gegen Kritik ihres Publikums. Sofern nicht maßgebliche Politiker das Thema aufzugreifen wagen und gesetzliche Vorgaben in die Wege leiten, gefallen sich die Sender wohl in ihrer Selbstbezogenheit. Wesentlich bessere Chancen für die Durchsetzung der allgemein beachteten Regeln der deutschen Sprache dürften bei Organisationen bestehen, die auf eine positive Stimmung ihres Publikums angewiesen sind: Umfrageinstitute, Spendensammler und Firmen, die nicht zu groß, sondern einer ernsthaften Konkurrenz am Markt ausgesetzt sind. In diesen Bereichen besteht die Protestoption Abwanderung. Bei öffentlichen Einrichtungen (Behörden, öffentlich-rechtlichem Rundfunk, Versorgern) und Monopolisten bleibt nur die Option Widerspruch.“ (dsw)

Vorgeschlagen waren:

  • Dirk Zingler: Der Präsident des 1. FC Union Berlin setzt sich für eine klare, ehrliche und genderfreie Sprache ein. Er sagte der Tageszeitung „Die Welt“: „Auch die Sprache darf bei uns im Stadion rauh sein. Nicht verletzend oder diskriminierend. Aber wir werden als Klub eben auch nicht gendern. Wir machen da niemandem etwas vor oder versuchen etwas darzustellen, was wir nicht sind.“
  • Wolf Schneider: Der große Sprachlehrer („Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß“) setzte sich bis zu seinem Tod am 11.11.2022 für eine verständliche Sprache ein und erreichte damit ein Millionenpublikum. „Mit Worten ordnen wir die Welt“, sagte er einmal. Nun hat er die Welt verlassen. Die Sprachwelt wird ihn in Ehren halten.
  • Jürgen Plöhn: Der außerplanmäßige Politikprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erwartet von seinen Studenten korrektes Deutsch ohne Gendern. Deswegen zeigten ihn Linke bei der Universitätsleitung an. Diese bespitzelte ihn daraufhin und stufte seine Lehrveranstaltungen als nicht mehr prüfungsrelevant ein.
  • Alexander B.: Der beim Volkswagen-Konzern Beschäftigte klagte vor Gericht gegen die Zumutung, daß Audi-Mitarbeiter in der Kommunikation mit ihm Gender-Formen mit Unterstrich („Mitarbeiter_innen“) nutzen müssen. Ende Juli 2022 wies das Landgericht Ingolstadt seine Klage zurück. Dennoch zeigte sich Alexander B. mutig und gab vielen unzufriedenen Kollegen eine Stimme.
  • Karl-May-Gesellschaft e. V. und Karl-May-Stiftung: Die beiden Karl-May-Institutionen wehrten sich im August 2022 mit einer Petition gegen die Entscheidung des Ravensburger Verlags, den unberechtigten Rassismusvorwürfen einer lautstarken Minderheit nachzugeben und mehrere Publikationen zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückzuziehen. Auf diese Weise stellten sie die Ehre des Schriftstellers Karl May wieder her.
  • Aktionsbündnis Märchenland: Die Bürgerinitiative gründete die Bewegung „Rettet den Reinhardswald“. Das Bündnis will eines der größten Waldgebiete Deutschlands schützen, einen Schauplatz zahlreicher Märchen und Sagen. Der Wald soll nämlich durch ein riesiges Windindustriegebiet zerstört werden. Das Bündnis erreichte immerhin bereits, daß sich der Bau verzögert.
  • Deutsche Volksgruppe in der Republik Polen: Die deutsche Minderheit wehrt sich gegen die staatliche Kürzung des Deutschunterrichts. Die polnische Regierung finanziert – statt vorher drei – jetzt nur noch eine Wochenstunde. Rund 50.000 Schüler sind betroffen. Von der deutschen Öffentlichkeit bleiben das Problem und der Widerstand dagegen weitestgehend unbeachtet.