Vater aus Berlin, Heino, Donna Leon

Mutiger Vater gewinnt die Wahl

Ein mutiger Vater aus Berlin ist „Sprachwahrer des Jahres 2023“. Die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT krönten den Erziehungsberechtigten zum Sieger, weil er wie ein Löwe für seine Kinder kämpft, damit sie am Gymnasium nicht von Anhängern der Genderideologie indoktriniert werden. Da der Vater aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, nennen wir seinen Namen nicht. Trotzdem erhielt er mit einem Anteil von 29,8 Prozent die meisten Stimmen. Dahinter folgt ihm dicht auf den Fersen kein geringerer als der Sänger Heino mit 28,7 Prozent auf dem zweiten Platz. Auch Heino hatte sich mit deutlichen Worten gegen das Vergendern der deutschen Sprache gewandt. Den dritten Platz sicherte sich die Schweizer Schriftstellerin Donna Leon mit 16,1 Prozent, weil sie sich gegen Zensur wendet.

Seit dem Jahr 2000 wählen die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT „Sprachwahrer des Jahres“, um vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die Auszeichnung erhielten bisher beispielsweise Dieter Hallervorden (2021), Loriot (2011), Papst Benedikt XVI. (2005) und Reiner Kunze (2002).

Platz 1: Vater aus Berlin

Er gibt nicht auf. In Berlin kämpft ein Vater für seine beiden Kinder. Diese werden am Gymnasium von Lehrern bedrängt, Gendersterne und Gendersprechpausen zu verwenden. „Warum gendern wir?“ diktiert im März 2022 ein Lehrer dem Sohn und dessen Mitschülern ins Heft. „Um eine Bewusstseinänderung zu bewirken“, müssen die Jugendlichen weiter aufschreiben. „Wir gendern nicht“, erklärt hingegen der Vater trotzig.

Doch seine Briefe an die Lehrer und an die Schulleitung bleiben unbeantwortet. Gespräche werden ihm verweigert. Statt dessen wird das Gendern weiter unkritisch an der Schule gelehrt. Auf den Folien, die den Schülern präsentiert werden, stehen Sätze wie „Ca. jede*r fünfte Berliner*in ist queer (Passen nicht in das heteronormative System)“. Eine Ethiklehrerin ermuntert die Schüler im Stuhlkreis, eines der ihrer Ansicht nach mehr als zwei existierenden Geschlechter zu wählen und sich ein entsprechendes Pronomen auszusuchen. Andere Lehrer sprechen von „Hampelmensch“ statt „Hampelmann“.

Schließlich reicht der Vater bei der Schulaufsicht in der Berliner Senatsverwaltung Beschwerde ein und fordert sie zum Einschreiten auf. Der Vater berichtet dem Magazin „Corrigenda“: „Ich schrieb, daß ich der Meinung bin, daß Lehrer rechtlich gebunden sind an die normgerechte Schreibung und nicht Unterrichtsunterlagen mit Sternchen, Unterstrichen und Doppelpunkten machen können, und im Unterricht beim Reden mit den Kindern nicht diese Sprechpausen machen dürfen.“

Doch die Schulaufsicht weist den Vater ab, mit einer bizarren Begründung: „Es existiert für Berlin kein Umsetzungsakt, durch den das amtliche Regelwerk [der deutschen Rechtschreibung] rechtliche Verbindlichkeit beanspruchen kann.“ Die Regeln seien an Berliner Schulen nicht „normativ verbindlich“. Auf welcher rechtlichen Grundlage dann Rechtschreibfehler (wie der Genderstern) bewertet werden, läßt die Behörde offen. Die Aussage entpuppt sich als Unsinn, der Berliner Senat rudert nach einer Abfrage der BILD-Zeitung daher zurück. Doch die Schule gendert weiter.

Deswegen zieht der Vater vor das Berliner Verwaltungsgericht, er reicht einen Eilantrag ein. Nebenbei organisiert er den Widerstand, betreibt auf Instagram den Kanal „Eltern gegen Gendersprech“. „Etliche Lehrkräfte verhalten sich beim Gendern wie als Lehrer getarnte Aktivisten“, erklärt er in einer Pressemitteilung des Vereins Deutsche Sprache. Das Gericht erkennt zwar das Klagerecht des Vaters an, weist jedoch im März 2023 seinen Eilantrag ab.

Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg bezeichnet gegenüber der „Berliner Zeitung“ das Urteil als „ideologisch. Das Gericht stellt eine tausendjährige Sprachgeschichte in Frage, die dazu geführt hat, daß das Deutsche heute eine Allgemeinsprache ist, zu den großen Sprachen der Erde gehört und über eine Norm verfügt, die nach modernem sprachwissenschaftlichem Verständnis nichts anderes ist als die Festschreibung des allgemeinen Sprachgebrauchs.“

Nun ist der Vater vor das Oberverwaltungsgericht gezogen. Doch die Mühlen der Berliner Justiz mahlen langsam. Bislang liegt noch kein Urteil vor. Auf die Frage, ob er für seine Kinder Nachteile befürchtet, antwortete der Vater dem Magazin „Corrigenda“: „Meine Frau macht sich mehr Sorgen als ich. Ich sage dann, wenn alle aus Furcht vor irgendwelchen Gegenmaßnahmen ihre Meinung nicht mehr sagen, dann ist am Ende die Demokratie nichts mehr wert.“

Platz 2: Heino

Der Sänger betonte im Herbst 2023 im Sat.1-„Frühstücksfernsehen“, daß er weiterhin Lieder wie „Lustig ist das Zigeunerleben“ singen werde. Sie seien ein Stück Kulturgut. Über Leute, die solche Volkslieder verbieten wollen, sagte er: „Denen haben sie ins Gehirn geschissen.“ Gegenüber RTL bekräftigte er anschließend seine Kritik an Sprechverboten und am Gendern: „Ich lasse mir unsere schöne Sprache nicht wegnehmen.“

Platz 3: Donna Leon

Die Schweizer Schriftstellerin Donna Leon („Commissario Brunetti“) wendet sich gegen Zensur. Im Mai 2023 sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Wir leben jetzt in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das nennt man Zensur.“ Literatur-Klassiker wie „Pippi Langstrumpf“ um vermeintlich rassistische Begriffe zu bereinigen, vergleicht Donna Leon mit der Geschichtsklitterung im Kommunismus: „Im Namen von Werten und Moral redigieren die Leute die Vergangenheit um – genauso, wie es die Kommunisten in Rußland gemacht haben.“ Wer eben noch am Tag des Sieges mitmarschiert sei, sei im nächsten Jahr schon wieder aus dem Foto retuschiert worden. Die Schriftstellerin tritt dafür ein, die Sprache der Vergangenheit als Teil der Geschichte anzuerkennen. (dsw)

Vorgeschlagen waren:

  • Donna Leon: Die Schweizer Schriftstellerin („Commissario Brunetti“) wendet sich gegen Zensur. Im Mai 2023 sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Wir leben jetzt in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das nennt man Zensur.“
  • Thomas Gottschalk: Der Moderator beendete im ZDF seine letzte „Wetten daß“-Sendung im November 2023 mit einer Sprachkritik. Er habe immer im Fernsehen das gesagt, was er zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen müsse er jedoch im Fernsehen anders reden. „Das ist auch keine dolle Entwicklung.“ Bevor ihn freilich ein aufgeregter Aufnahmeleiter wegen seiner Sprache kritisiere, „sag ich lieber gar nichts mehr. Dankeschön, daß ihr mir so lange zugehört habt.“
  • Vater aus Berlin: Der Erziehungsberichtigte, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, wehrt sich gegen gendernde Lehrer: „Diese Ideologie gehört nicht in den Unterricht.“ Es bestehe ein hoher Anpassungsdruck. Seinen Eilantrag wies das Berliner Verwaltungsgericht im März 2023 ab. Nun ist er vor das Oberverwaltungsgericht gezogen.
  • Heino: Der Sänger betonte im Herbst 2023 im Sat.1-„Frühstücksfernsehen“, daß er weiterhin Lieder wie „Lustig ist das Zigeunerleben“ singen werde. Sie seien ein Stück Kulturgut. Über Leute, die solche Volkslieder verbieten wollen, sagte er: „Denen haben sie ins Gehirn geschissen.“ Gegenüber RTL bekräftigte er anschließend seine Kritik an Sprechverboten und am Gendern: „Ich lasse mir unsere schöne Sprache nicht wegnehmen.“
  • Hartmut Engler: Der Sänger der Gruppe „Pur“ wehrt sich gegen die Verunglimpfung seines Liedes „Indianer“ als „rassistisch“. Er würde auch weiterhin mit Federschmuck auf die Bühne gehen, um es zu singen.
  • Manon Zinck-Dambach: Die elsässische Deutschlehrerin siegte im September 2023 bei der Wahl zur „Auslandsdeutschen des Jahres“. Sie hat ein Konzept entwickelt, Kindern auf spielerische Art die elsässische Mundart nahezubringen.
  • Rudi Völler: Der Sportdirektor des Deutschen Fußballbundes (DFB) sagte im März 2023 zur linken „Frankfurter Rundschau“: „Ich werde übrigens auch nicht gendern. Gendern ist nicht mein Ding. Ihr Journalisten müßt das ja tun, oder?“ Die Journalisten antworteten verdattert: „Ja, bei uns in der Redaktion schon.“