Johannes Singhammer, Monika Gruber, Heike Diefenbach und Michael Klein

Singhammer siegt

Ein Politiker, eine Kabarettistin und zwei Sozialwissenschaftler erhielten die meisten Stimmen bei der Wahl der Sprachwahrer des Jahres 2014. Wieder einmal war die Entscheidung nicht leicht, so daß unsere Leser die Stimmen wieder breit verteilt haben. Doch letztlich konnte sich mit einem gewissen Abstand der Vizepräsident des Deutschen Bundestags durchsetzen. Die Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT wählten Johannes Singhammer mit 21,3 Prozent auf den ersten Platz. An zweiter Stelle folgt mit 16,5 Prozent die bayerische Kabarettistin Monika Gruber. Platz drei errangen mit 14,3 Prozent die beiden Wissenschaftler Heike Diefenbach und Michael Klein. Dahinter liegen auf den weiteren Rängen der Anti-Denglisch-Richter Andreas Höfer, die Binnen-I-lose Stadt Wels und der deutschlernende US-Schauspieler Brad Pitt.

Platz 1: Johannes Singhammer

Bereits im Jahr 2006 unterzeichnete Johannes Singhammer (CSU) die „Selbstverpflichtung zu gutem Deutsch“ der DEUTSCHEN SPRACHWELT (vgl. DSW 24). Darin verpflichtete er sich mit anderen Politikern, „in meinen Reden und Texten auf eine verständliche und bürgernahe Sprache zu achten, mißverständliche und irreführende Ausdrücke zu vermeiden und mich für den Gebrauch und das Ansehen der deutschen Sprache einzusetzen.“ Seit Singhammer im Oktober 2013 das Amt des Vizepräsidenten des Bundestags übernommen hat, verstärkt er seine Bemühungen um die deutsche Sprache. Er setzt sich in Brüssel unermüdlich dafür ein, daß die Europäische Union Deutsch, Englisch und Französisch gleichberechtigt verwendet.

In der DEUTSCHEN SPRACHWELT (DSW 55) hatte Johannes Singhammer geschrieben: „Das Geld der Deutschen wird in Brüssel gern genommen, die deutsche Sprache ist jedoch weit weniger willkommen. Obwohl die deutschen Steuerzahler die größten Nettozahler in der Europäischen Union (EU) sind, spielt die deutsche Sprache in der praktischen Arbeit der EU-Kommission nur eine Nebenrolle. Das Motto der EU lautet: Deutsches Geld ja, deutsche Sprache nein. Dabei ist Deutsch die meistgesprochene Muttersprache in der EU und auch die erste gelernte Fremdsprache hinter Englisch, gleichauf mit Französisch.“

Während des gesamten Jahres 2014 äußerte sich Singhammer immer wieder, um die deutsche Sprache zu verteidigen. Im Februar tadelte er Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Sie hatte ihre Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz auf englisch gehalten. „Ich würde dringend dazu raten, so etwas auf deutsch zu machen“, sagte Singhammer gegenüber dem „Münchner Merkur“. „Die wichtigste internationale Konferenz, die wir in Deutschland haben, sollte auch ein Aushängeschild für die deutsche Sprache sein.“ Es sei schwierig, bei der EU-Kommission in Brüssel für die deutsche Sprache zu werben, „wenn wir sie selbst nicht sprechen. Es ist ein Problem der deutschen Elite, daß sie ihre Englischkenntnisse so gern zur Schau stellt.“ Deutsch sei „viel zu schön und zu präzise“, um zur Freizeitsprache zu verkümmern.

Ende März fuhr Singhammer nach Brüssel, um unmittelbar mit der EU-Kommission über die Frage zu verhandeln, wie Deutsch als Amts-, Arbeits- und vor allem auch Verfahrenssprache bei der EU im täglichen Gebrauch stärker durchgesetzt werden kann. Alle wichtigen Dokumente aus Brüssel sollten gleichzeitig auch auf deutsch veröffentlicht werden, erklärte Singhammer im April gegenüber der dpa. Im Oktober schickte Singhammer einen Protestbrief an die Generalsekretärin der EU-Kommission, Catherine Day. Darin forderte er, „wichtige Kommissionsvorlagen wie die Länderfortschrittsberichte“, zum Beispiel für die Türkei, sollten immer sofort „in allen Sprachversionen“ vorgelegt werden. Die EU-Kommission wollte die deutsche Fassung aber fast sechs Wochen später als die englische präsentieren.

Mitte Juli forderte Singhammer in einem Offenen Brief an den Präsidenten der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann, seine Entscheidung zu überdenken, Deutsch als Lehrsprache in den Masterstudiengängen abzuschaffen. Im Januar 2015 sagte er der „Frankfurter Rundschau“: „Die deutsche Elite drückt sich gerne auf englisch aus, insbesondere in der Wissenschaft. Manche Masterstudiengänge gibt es nur noch in Englisch. Das ist ein falscher Weg.“

Platz 2: Monika Gruber

Die Kabarettistin Monika Gruber machte sich im Juli 2014 in der Sendung „Schlachthof“ (Bayerisches Fernsehen) wortgewaltig über politisch korrekte Sprache lustig und entlarvte damit die Bestrebungen, deutsche Sprache und Kultur zu verdrängen. Sie nahm zum Beispiel die verhunzte Straßenverkehrsordnung aufs Korn, in der nicht mehr von Fußgängern, sondern von „zu Fuß Gehenden“ die Rede ist. Auch machte sie sich darüber lustig, daß in Otfried Preußlers „Kleiner Hexe“ die „Negerlein“ zensiert wurden. Die Bestrebungen, Martinsumzüge in „Lichterfeste“ umzubenennen, zog sie ebenfalls durch den Kakao. Gruber trieb den Wahn der politisch korrekten Sprache auf die Spitze. Frauen hießen dann „Menschen mit Menstruationshintergrund“, und aus dem Wasserhahn werde nun das „Wasserhuhn“. Die Filmaufnahme verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer.

Platz 3: Heike Diefenbach und Michael Klein

Die beiden Sozialwissenschaftler Dr. habil. Heike Diefenbach und Michael Klein setzen sich mit Petitionen und Offenen Briefen dafür ein, das Unwesen des „Gender Mainstreamings“, mit dem die deutsche Sprache im Namen der Geschlechtergerechtigkeit verhunzt wird, zurückzudrängen. Unter www.sciencefiles.org veröffentlichen sie Beiträge zur „Kritischen Wissenschaft“. Die DEUTSCHE SPRACHWELT unterstützt den Aufruf Diefenbachs und Kleins vom 31. Oktober 2014, „Professx“ Antje „Lann“ Hornscheidt von der Humboldt-Universität auszuschließen. Statt wissenschaftlicher Forschung mißbraucht Hornscheidt nämlich ihren Lehrstuhl für politische Agitation und Sprachmanipulationen im Sinne der Gender-Ideologie und ermuntert sogar zu Straftaten. Der Präsident der Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, deckt die Aktivitäten seiner Professorin und rechtfertigt dies mit dem Recht auf Meinungsfreiheit (siehe Seite 2). Diefenbach und Klein weisen akribisch nach, wie sehr dies der Wissenschaft schadet.

Vorgeschlagen waren:

Stadt Wels: Der Gemeinderat der oberösterreichischen Stadt Wels (60.000 Einwohner) setzte im November 2014 mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ durch, das sogenannte Binnen-I aus dem dienstlichen Sprachgebrauch zu verbannen.

Andreas Höfer: Der Richter am Verwaltungsgericht Gießen zweifelte in einem Urteil vom 24. Februar 2014, ob es sich bei einem „Jobcenter“ tatsächlich „um eine Behörde handelt“, da das Wort nicht aus der deutschen Sprache stamme und Deutsch schließlich Amtssprache sei.

Johannes Singhammer: Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags setzt sich in Brüssel unermüdlich dafür ein, daß die Europäische Union Deutsch, Englisch und Französisch gleichberechtigt verwendet.

Monika Gruber: Die Kabarettistin machte sich im Juli 2014 in der Sendung „Schlachthof“ (BR) wortgewaltig über politisch korrekte Sprache lustig und entlarvte damit die Bestrebungen, deutsche Sprache und Kultur zu verdrängen. Die Filmaufnahme verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer.

Brad Pitt: Der amerikanische Schauspieler lernt Deutsch. Begeistert erzählte er im Oktober 2014 dem „Kölner Expreß“: „Ich mag die Sprache. Ich finde sie sogar wunderschön und melodisch, wenn man sie nicht zu laut und hart ausspricht. Ich versuche sie schon seit langem zu meistern.“

Sportfreunde Stiller: Die Musikgruppe singt bewußt auf deutsch. Der Bassist Rüdiger Linhof erklärte im August 2014: „Wenn man in der Landessprache singt, dann fühlt sich alles direkter an.“ Es sei „toll, zu sehen, wie frisch die deutschsprachige Musik daher kommt.“

Heike Diefenbach und Michael Klein: Die beiden Sozialwissenschaftler setzen sich mit Petitionen und Offenen Briefen dafür ein, das Unwesen des „Gender Mainstreamings“, mit dem die deutsche Sprache im Namen der Geschlechtergerechtigkeit verhunzt wird, zurückzudrängen.

Ehrenamtliche Deutschhelfer: In Folge des stark angeschwollenen Flüchtlingszustroms kommen viele Menschen nach Deutschland, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen. Tausende Ehrenamtliche opfern ihre Freizeit, um ihnen unentgeltlich Deutsch beizubringen.