Peter Ramsauer, Joachim Gauck, Peter Hahne und Günter B. Merkel

Peter Ramsauers „Deutsch-Initiative“ überzeugt

Ein Minister, zwei evangelische Theologen und ein Dichter haben die meisten Stimmen bei der Wahl zum Sprachwahrer des Jahres 2010 erhalten. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer erringt mit 25,3 Prozent der Stimmen den ersten Platz. Der Pastor Joachim Gauck folgt mit 18,2 Prozent an zweiter Stelle. Auf Platz 3 liegt der Theologe und Moderator Peter Hahne gleichauf mit dem Dichter Günter B. Merkel. Beide erreichen 16,7 Prozent.

Platz 1: Peter Ramsauer

Peter Ramsauer folgt auf Karl-Theodor zu Guttenberg, der im vergangenen Jahr die meisten Stimmen auf sich vereinigt hatte. Seine Anfang 2010 begonnene „Deutsch-Initiative“, die er auch in der DEUTSCHEN SPRACHWELT vorstellte („Achten wir die deutsche Sprache“, DSW 39), trug ihm Tausende zustimmende Zuschriften aus der Bevölkerung ein. Mit Ramsauer gibt es einen verläßlichen Anwalt der deutschen Sprache in der Bundesregierung. Er hält keine Sonntagsreden, er handelt. In seinem Ministerium wird ein entbehrlicher Anglizismus nach dem anderen getilgt. Auf über einhundert Wörter ist seine Verdeutschungsliste inzwischen gewachsen. Eine weitere Glanztat: Der Reifenhersteller Goodyear mußte den „Highway Hero“, einen Preis für selbstloses und mutiges Handeln im Straßenverkehr, umbenennen. „Ich verleihe den Preis gerne an einen ‚Helden der Straße‘ – und wenn das den Organisatoren nicht paßt, werden sie wohl mit dem Staatssekretär vorliebnehmen müssen …“ Das wirkte. Ramsauer setzt sich auch dafür ein, daß die Deutsche Bahn (DB) als privatrechtlich organisiertes Staatsunternehmen weniger Anglizismen verwendet. (Das Eisenbahn-Bundesamt als Aufsichtsbehörde auch für die DB untersteht dem Bundesverkehrsministerium.) Ramsauer ist sich sicher: Rüdiger Grube, der Vorstandsvorsitzende der DB, sei ein „pragmatischer und handfester Mann, der in seinem Unternehmen in jeder Hinsicht aufräumen wird – auch in dieser!“

Platz 2: Joachim Gauck

Wie bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl wurde der Pastor und ehemalige Bürgerrechtler Joachim Gauck auch diesmal nur zweiter Sieger. Als wir kurz vor Weihnachten die Kandidaten für den Sprachwahrer-Preis verkündet hatten, setzte sich Gauck gleich an die Spitze. Peter Ramsauer jedoch machte Ende Dezember von sicher reden, weil sein Kampf gegen Denglisch erneut in das öffentliche Interesse rückte. Dadurch entschied Ramsauer die Wahl für sich, da die Stimmen für ihn sprunghaft zunahmen. Doch auch Gauck hätte als sprachgewandter Redner, der seine Zuhörer mit Hilfe von klarem Deutsch erreicht, den ersten Platz verdient gehabt. Seine Forderung nach verständlichem Politikerdeutsch wird von vielen Menschen geteilt.

Platz 3: Peter Hahne und Günter B. Merkel

Peter Hahne ist ein Glücksfall für die deutsche Sprachkritik. Er setzt sich nicht nur mit deutlichen und schnörkellosen Worten für die deutsche Sprache ein; er erreicht damit auch eine breite Öffentlichkeit: sei es als ZDF-Moderator, Bild-Kolumnist oder erfolgreicher Buchautor. Dabei äußert er nicht einfach nur sein Unbehagen gegen eine als unangenehm empfundene Sprachentwicklung, sondern unterstreicht auch den Wert der Sprache für den Zusammenhalt des Volkes. Hahne fordert sprachpolitisches Handeln als „Schutz gegen Zwangsverblödung“: „Offenbar muß das Vaterland die Muttersprache per Grundgesetz schützen, da alle Appelle und Versprechungen nicht helfen.“

Überraschend errang der weniger bekannte Dichter Günter B. Merkel ebenfalls den 3. Platz. Gründe für diesen Erfolg waren nicht nur seine Verse, die regelmäßig auch in der DEUTSCHEN SPRACHWELT zu lesen sind, sondern auch die Berichterstattung der Presse in seiner Heimat, wodurch viele auf uns aufmerksam wurden. Unter anderem berichtete die „Rhein-Neckar-Zeitung“ ausführlich. Der „Mannheimer Morgen“ brachte ein Gespräch mit Merkel, in dem dieser sagte: „Ich hoffe auf das Wohlwollen jener kritischer Zeitgenossen, die sich dem Zeitgeist widersetzen und es ablehnen, den Mischmach nachzuplappern, den ihnen die Werbung vorsetzt, die mit Unverständnis und Wut auf die Flut des Kauderwelsches reagieren, … und ich hoffe auf die Stimmen jener Mitbürger, die die Wort-Akrobatik des ‚gnadenlosen Dichters‘ mögen.“ Möge die Wahl zum „Sprachwahrer des Jahres“ auch in Zukunft dazu anspornen, für gutes Deutsch einzutreten!

Vorgeschlagen waren:

Peter Hahne: Der ZDF-Moderator schreibt und spricht immer wieder gegen die Sprachvermischung an: „Mir geht dieses ewige Denglisch auf den Wecker!“ Neben dem ZDF nutzt er dazu auch seine Kolumne „Gedanken am Sonntag“ in der „Bild am Sonntag“.

Peter Ramsauer: Der Bundesverkehrsminister und stellvertretende CSU-Vorsitzende geht mit gutem Beispiel voran und tilgt in seinem Ministerium entbehrliche Anglizismen. Im Rahmen seiner „Deutsch-Initiative“ machte er zum Beispiel das „Travel Management“ zur Reisestelle, das „Meeting“ zur Besprechung. Es geht doch!

Ich + Ich: Die beiden Musiker Annette Humpe und Adel Tawil schaffen es wunderbar, Gefühle in Worte und Klänge zu verwandeln. Damit treffen sie die Stimmung vieler Menschen. Daß dies am besten in der Sprache der Zuhörer möglich ist, weiß Tawil: „Für mich gibt es keine andere Sprache als Deutsch.“

Axel Milberg: Der Schauspieler glänzt durch seine vielseitige und ausdrucksstarke Sprache. Sein regelmäßiges Mitwirken beim jährlichen „Festspiel der deutschen Sprache“ in Bad Lauchstädt ist eine unbezahlbare Werbung für die deutsche Sprache.

Stefan Mross: Der ARD-Moderator läßt in seiner Fernsehsendung „Immer wieder sonntags“ bewußt nur auf deutsch singen und folgt damit dem Wunsch der Zuschauer: „Englisch kommt bei mir nicht in die Tüte! Wir brauchen im deutschen Fernsehen wieder mehr Inseln für Menschen, die deutsche Musik mögen.“

Götz Wiedenroth: Der Karikaturist aus Flensburg zeichnet seit über zehn Jahren gegen die Unsinnigkeiten der Rechtschreibreform an. Mit seinen spöttischen Karikaturen stellt er auf unnachahmliche Weise Reformer, Reformgewinnler und Politiker bloß.

Günter B. Merkel: Der Dichter wird als „zweiter Eugen Roth“ bezeichnet. Seine Verse sprühen vor Witz. Mit satirischen „Gegengedichten“ stürzt er Dichterfürsten vom Thron. Wegen seiner reinen Endreime gilt er vielen gar als „Reim-Kanzler“.

Joachim Gauck: Der ehemalige Bürgerrechtler ist ein sprachgewandter Redner, der seine Zuhörer mit Hilfe von verständlichem Deutsch erreicht. Zudem will er die „Sprachstörungen zwischen Regierenden und Regierten“ überwinden. Die Politiker fordert er daher auf: „Redet mit uns, und so, daß wir euch auch verstehen!“

Rüdiger Grube: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn (DB) will Bezeichnungen wie „Service Point“ und anderes Kauderwelsch auf den Bahnhöfen abschaffen. Zu den neuen Prinzipien der DB-„Nomenklatur“, die er eingeführt hat, gehört nämlich die „möglichst durchgängige Verwendung der deutschen Sprache“.