Mathias Döpfner, Karin Pfeiffer-Stolz und Bastian Sick

Wahrer einer einheitlichen Rechtschreibung

Wer hat sich im Jahr 2004 nach Ansicht der Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT am meisten um die deutsche Sprache verdient gemacht? Im vergangenen Jahr standen die Auseinandersetzungen um die Rechtschreibreform im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Deswegen verwundert es kaum, wenn sich mehr als üblich die Wahrer einer einheitlichen Rechtschreibung bemerkbar machen konnten. In den Ergebnissen zur Wahl der Sprachwahrer des Jahres 2004 spiegelt sich das wider.

Den obersten Platz des Siegertreppchens nimmt der Vorsitzende des Vorstands der Axel-Springer-AG, Mathias Döpfner, ein. 31,7 Prozent der Leser stimmten für ihn und zollten damit seinem Mut Anerkennung, die Springerpresse von der Rechtschreibreform zu befreien. Zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 2004 erfolgte die Umstellung auf die klassische Schreibung, trotz großen Drucks aus der Politik und von Interessenverbänden. Döpfner hat damit ein Zeichen für die Pressefreiheit gesetzt und ist dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit der Deutschen nachgekommen. Der 42jährige studierte Germanist begann seine journalistische Laufbahn 1982 bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von 1994 bis 1996 war er Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Wochenpost, von 1996 bis 1998 Chefredakteur der Hamburger Morgenpost. Seit 1998 ist er für Springer tätig, zunächst als Chefredakteur der „Welt“. Seit Januar 2002 ist Döpfner Vorstandsvorsitzender der Axel-Springer-AG.

Den zweiten Platz teilen sich Karin Pfeiffer-Stolz und Bastian Sick mit jeweils 20,6 Prozent. Pfeiffer-Stolz kehrte im vergangenen Jahr mit ihrem Schulbuchverlag zur bewährten Rechtschreibung zurück. Die Autorin und Lektorin wurde 1948 in Salzburg geboren. Sie arbeitete zunächst zwölf Jahre als Deutschlehrerin und dann im Verlagswesen. Seit 1998 leitet sie mit ihrem Mann den Stolz-Verlag. Der DSW sagte sie: „Wer erkannt hat, welche Folgen die Einführung der Reformschreibung hat, kann nicht anders, als sich umgehend für eine Wiederherstellung der orthographischen Einheit einzusetzen“ (DSW 17, Seite 3).

Bastian Sick sorgte im vergangenen Jahr mit seinem Taschenbuch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ für Aufsehen. „Das Buch ist eine Fundgrube sprachlichen Flachgangs“, meint VDS-Vorstandsmitglied Diethold Tietz (DSW 18, Seite 8). Der Verfasser der Spiegel-Kolumne „Zwiebelfisch“ sprach mit seinen sprachkritischen Stücken offenkundig vielen Sprachfreunden aus dem Herzen, was zum einen sein Buch zum Verkaufsschlager machte, zum anderen die DSW-Leser veranlaßte, für ihn zu stimmen. Der Trierer Germanist Kurt Gärtner, der das Grimmsche Wörterbuch für viele Menschen elektronisch zugänglich machte, erhielt beachtliche 12,7 Prozent. Die Initiative „Musiker in eigener Sache“, die sich für einen größeren Anteil deutscher Musik im Rundfunk stark macht, erreichte anerkennungswürdige 7,9 Prozent.

Vorgeschlagen waren:

Karin Pfeiffer-Stolz: Die Verlegerin kehrte mit ihrem Schulbuchverlag zur bewährten Rechtschreibung zurück.

Mathias Döpfner: Der Vorstandsvorsitzende der Axel-Springer-AG sorgte mit einer mutigen Entscheidung für die Rückkehr der gesamten Springer-Presse zur klassischen Rechtschreibung.

Kurt Gärtner: Der Trierer Germanistikprofessor brachte mit seinen Mitarbeitern das Grimmsche Wörterbuch für den Rechnergebrauch auf CD-Silberscheibe, so daß das wichtigste deutsche Wörterbuch für mehr Menschen erschwinglich und einfacher zugänglich ist.

C&A: Das Bekleidungskaufhaus ersetzte nach jahrelangem Protest in der Bundesrepublik Deutschland seinen englischen Hauptwerbespruch „Fashion for Living“ durch das deutsche „Preise gut, alles gut“. In Österreich ist der Wechsel zu Deutsch noch nicht erfolgt, in der Schweiz wirbt das Unternehmen in der Mundart: „zieht alli a“.

„Musiker in eigener Sache“: Die Künstlerinitiative setzte sich öffentlichkeitswirksam für eine stärkere Anwesenheit deutscher Musik im Rundfunk ein.

Bastian Sick: Der Verfasser der Spiegel-Kolumne „Zwiebelfisch“ hat heuer in seinem Buch ”Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ seine sprachkritischen und locker geschriebenen Beiträge zusammengefaßt.