Dirk Rabe, Lisa Eckhart, Boris Reitschuster
Mit Zigeunersoße den Sieg gewürzt
Lag es an der großen Auswahl hervorragender Kandidaten? Oder gab es unter den Benannten etwa keinen, der eine überragende Tat vollbrachte? Einen eindeutigen Sieger bei der Wahl der Sprachwahrer des Jahres 2020 gab es nämlich nicht. Anders als im vergangenen Jahr, als der sächsische Schauspieler und Kabarettist Uwe Steimle satte 54,8 Prozent und damit die absolute Mehrheit abräumte, holte der diesmalige Sieger Dirk Rabe nicht einmal ein Fünftel der Stimmen. 18,2 Prozent genügten für den Betreiber einer Trainingseinrichtung in Dülmen, um sich an die Spitze der Sprachwahrer zu setzen.
Dicht dahinter folgen die Kabarettistin Lisa Eckhart mit 17,6 Prozent, der Journalist Boris Reitschuster mit 16,3 Prozent, Prinz Charles mit 15,1 Prozent und der Virologe Hendrick Streeck mit 14,4 Prozent. Wenn die Kandidaten keinen hohen Anteil der Stimmen erreichen, bedeutet das weder, daß sie nicht genug für die deutsche Sprache getan hätten, noch daß ihr Wirken bedeutungslos wäre und geringgeschätzt würde. Daher sind die knappen Ergebnisse sicher auf die große Auswahl hervorragender Kandidaten zurückzuführen.
Platz 3: Boris Reitschuster
Der Journalist Boris Reitschuster war von 1999 bis 2015 Leiter des Moskauer Büros von „Focus“. 2008 wurde er für seinen „hohen persönlichen Einsatz für die Meinungs- und Versammlungsfreiheit und damit für die Wahrung von Bürger- und Menschenrechten“ mit der Theodor-Heuss-Medaille geehrt. In jüngster Zeit baute er mit Hilfe eingängiger, schnörkelloser Sprache in Verbindung mit kritischer Berichterstattung innerhalb eines Jahres seine Seite reitschuster.de zu einer Plattform auf, die monatlich Millionen Leser erreicht. Dabei bietet er auch regelmäßig Raum für Sprachkritik, etwa zur Gendersprache. Seine kritischen Fragen bekommen Spitzenpolitiker in der Bundespressekonferenz zu spüren. Der große Erfolg seiner Berichterstattung ruft auch Neider auf den Plan. So versuchte ihn im Februar dieses Jahres die „Süddeutsche Zeitung“ mit einem ganzseitigen Bericht anzuschwärzen. Das mißlang. Der Zuspruch zu seinen Veröffentlichungen steigt weiter.
Platz 2: Lisa Eckhart
Auch die Kabarettistin Lisa Eckhart, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Lisa Lasselsberger heißt, hat aufgrund ihrer kritischen Äußerungen mit Gegenwind zu kämpfen. Mit Hilfe der Kunstfigur Lisa Eckhart entlarvt die gebürtige Leobenerin mit geschliffener, sarkastischer Sprache und hintergründigen Wortspielen gesellschaftliche Ungereimtheiten. Für Menschen, die lieber denunzieren als diskutieren, erfand sie den Ausdruck „Gutunmensch“. Diese „Gutunmenschen“ stürzten sich auch auf sarkastische Äußerungen von Lasselsbergers Kunstfigur Eckhart und diffamierten eine ihrer Figurenreden als „antisemitisch“, was gar nicht stimmte. Das führte jedoch dazu, daß in Hamburg auf Druck einzelner ihre Lesung aus dem 2020 veröffentlichten ersten Roman, „Omama“ abgesagt werden mußte. In der ARD-Kabarettsendung „nuhr im Ersten“ kann sie jedoch weiterhin auftreten.
Platz 1: Dirk Rabe
Dirk Rabe, Betreiber einer Trainingseinrichtung in Dülmen, setzte ein Zeichen gegen die übertrieben politisch korrekte Sprache, indem er neuen Kunden, die eine „Zigeunersoße“ mitbrachten, die Aufnahmegebühr erließ. Er wünsche sich normale Mitglieder, die „nicht verstehen, warum eine Mohren-Apotheke, eine Zigeuner-Sauce, ein Negerkuß oder Ähnliches umbenannt werden soll.“ Am 25. August 2020 stellte er einen Film auf Facebook, in dem er sagte: „Meld dich an mit einer Zigeunersoße, dann hast du keine Aufnahmegebühr und den ersten Monat gratis. Wenn du damit zur Anmeldung kommst, wissen wir, du tickst normal.“ Rabe setzte sogar noch eins drauf: „Kommt noch einer rein mit einer Packung Negerküsse, ich glaube, dann kannst du bei uns das ganze Jahr frei trainieren.“
Die Dülmener Stadtverwaltung fand diese Werbung allerdings „geschmacklos“ und „inakzeptabel“. Auch andere fühlten sich berufen, Rabe anzugreifen. Dieser bat daraufhin bei dem Zigeuner Joschka Laubinger, Leiter einer Kampfsportschule, um Entschuldigung. Der antwortete ihm in einem Filmbeitrag: „Du mußt mich gar nicht um Entschuldigung bitten, weil ich das gar nicht als Beleidigung ansehe. … Wie lange gibt es schon Zigeunersoße in Deutschland!“ Eine Zigeunerin kommentierte an anderer Stelle zu der Aktion: „Bei uns zu Hause sagen wir auch weiterhin Zigeunersoße.“ Rabe zitierte auch die Aussage eines Vertreters der Sinti-Allianz. Dieser hatte sich gegenüber der DEUTSCHEN SPRACHWELT ausdrücklich gegen eine Zensur des Wortes „Zigeuner“ gewandt. (dsw)
Vorgeschlagen waren:
Prinz Charles: Der Fürst von Wales und Herzog von Cornwall, Thronfolger des Vereinigten Königreichs, hielt am 15. November seine Rede zum Volkstrauertag vor dem Deutschen Bundestag abwechselnd in fließendem Deutsch und in Englisch. Deutsch sei die erste Sprache gewesen, in die Shakespeare übersetzt wurde, rief er ins Gedächtnis.
Lisa Eckhart: Die Kabarettistin, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Lisa Lasselsberger heißt, entlarvt mit geschliffener Sprache und hintergründigen Wortspielen gesellschaftliche Ungereimtheiten. 2020 hat die Steirerin ihren ersten Roman, „Omama“, veröffentlicht.
Boris Reitschuster: Der Journalist, 1999 bis 2015 Leiter des Moskauer Büros von „Focus“, baute mit Hilfe eingängiger, schnörkelloser Sprache in Verbindung mit kritischer Berichterstattung innerhalb eines Jahres seine Seite reitschuster.de zu einer Plattform auf, die monatlich Millionen Leser erreicht. Dabei bietet er auch Raum für Sprachkritik, etwa zur Gendersprache.
Hendrik Streeck: Der Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn informiert kenntnisreich über das Corona-Virus in einer auch für Laien verständlichen Sprache. Dabei vermeidet er Übertreibungen und Zuspitzungen und trägt damit zu einer Atmosphäre bei, in der angstfrei und sachlich diskutiert werden kann.
Dirk Rabe: Der Betreiber einer Trainingseinrichtung in Dülmen setzte ein Zeichen gegen die politisch korrekte Sprache, indem er neuen Kunden, die eine „Zigeunersoße“ mitbrachten, die Aufnahmegebühr erließ. Er wünsche sich normale Mitglieder, die „nicht verstehen, warum eine Mohren-Apotheke, eine Zigeuner-Sauce, ein Negerkuß oder Ähnliches umbenannt werden soll.“
Sepp Müller: Der Bundestagsabgeordnete (CDU) aus Wittenberg wirbt dafür, eine Mindestquote von 40 Prozent für deutschsprachige Musik im Radio einzuführen.
Elon Musk: Der aus Südafrika stammende amerikanische Unternehmer lernt Deutsch und warb persönlich in deutscher Sprache um Arbeitskräfte für sein neues Werk in Deutschland: „Bitte arbeiten Sie bei Tesla!“ Die Eröffnungsrede für sein neues Werk will er „natürlich“ in deutscher Sprache halten.