Matthias Berger, Dieter Hallervorden, Elke Heidenreich

Berger vor Hallervorden und Heidenreich

Die „Leipziger Volkszeitung“ hatte das Ergebnis richtig vorausgesagt – zumindest die ersten beiden Plätze. Am 21. Januar berichtete sie in gleich zwei Meinungsbeiträgen über die Abstimmung der Deutschen Sprachwelt zum Sprachwahrer des Jahres 2021. Redakteur Haig Latchinian räumte dem Schauspieler Dieter Hallervorden große Siegchancen ein, schränkte dessen Erfolgsaussichten jedoch ein: „Verdient hätte erʼs. Dumm nur, dass sich im illustren Kreis der Kandidaten auch ein Grimmaer befindet.“ Die Zeitung meinte damit Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger.

Es kam wie vorhergesagt. Das Stadtoberhaupt Berger erreichte mit 28,84 Prozent der Stimmen den ersten Platz, gefolgt von Hallervorden, der sich mit 18,67 Prozent den zweiten Platz sicherte. Auf dem dritten Platz reiht sich Literaturkritikerin Elke Heidenreich an mit 16,80 Prozent.

Platz 4: Frank Volk

Immerhin noch 10,37 Prozent der Stimmen bekam Frank Volk, Bürgermeister von Neckargemünd. Er wehrt sich gegen „THE LÄND“, die neue Werbekampagne Baden-Württembergs, und eröffnete ein Bußgeldverfahren gegen die Staatsregierung. Volk fragte: „Wie weit geht die Verballhornung der deutschen Sprache noch? Reichten das Gendersternchen und Großbuchstaben mitten im Wort noch nicht?“ Zu den veranschlagten 21 Millionen Euro für den Werbefeldzug kommt daher noch einmal ein Ordnungsgeld wegen Verstößen gegen geltendes Recht und Gefährdung des Straßenverkehrs. Das Staatsministerium in Stuttgart widersprach dem Bescheid nicht und beglich das Bußgeld in Höhe von 75 Euro – angesichts der hohen Gesamtsumme ein eher symbolischer Betrag.

Platz 3: Elke Heidenreich

Elke Heidenreich ist nicht nur Literaturkritikerin, sondern auch Schriftstellerin. Zuletzt erschien ihre Autobiographie „Hier geht’s lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben“. Sie findet in der Öffentlichkeit immer wieder deutliche Worte gegen die Gendersprache. Der Neuen Zürcher Zeitung erzählte sie: „Als wir beim Radio nicht mehr ‚Guten Abend, liebe Hörer‘ sagen sollten, habe ich immer gesagt: ‚Guten Abend, liebe Hörerinnen und Hörer an den Radiogeräten und -gerätinnen.‘ Es hat Wochen gedauert, bis irgend jemand es gemerkt hat.“ Das Gendern heute stößt ihr noch viel mehr auf. Sehr deutliche Worte fand Heidenreich gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Grauenhaft, wenn ich das schon höre … Das ist alles ein verlogener Scheißdreck“ Sie könne es „auf den Tod nicht leiden, die Sprache so zu verhunzen.“ Sie werde „diese Sprachverhunzung nicht mitmachen … Wenn ich sage Menschen, meine ich Menschen. Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind, auch die Frauen … Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich.“

Platz 2: Dieter Hallervorden

Dieter Hallervorden, Schauspieler, Komiker und Leiter des Schloßpark-Theaters in Berlin, wendet sich immer wieder gegen das Gendern: „Alles, was von Seiten des Theaters herausgegeben wird, wird nicht dazu dienen, die deutsche Sprache zu vergewaltigen.“ Bereits die Sprachvorgaben in DDR- und NS-Zeit hätten sich nur zeitlich befristet und mit Zwang durchsetzen können. Eine feministische Sprachwissenschaftlerin, die unter dem Künstlernamen „Lady Bitch Ray“ firmiert, tadelte daraufhin Hallervorden, weil er Nationalsozialisten und Kommunisten in einem Atemzug genannt hatte. Der öffentlich-rechtliche Staatssatiriker Jan Böhmermann kommentierte indes lediglich: „Palim:innen, Palim:innen!“ Andere beleidigten Hallervorden rassistisch als „alten weißen Mann“. Doch das schreckte ihn nicht ab. Gegenüber dem Berliner Tagesspiegel beharrte er: „Gendern ist ein künstlicher, politisch motivierter Eingriff in gewachsene Sprachstrukturen.“ Gendern sei „betreutes Sprechen“. Im November veröffentlichte Hallervorden außerdem das Album „80 plus“ mit einem Lied gegen das Gendern. Darin bekennt Hallervorden: „Ihr habt mich gefragt, was mir persönlich das Gendern sagt. Ihr fragt den Falschen, und wißt ihr warum? Für mich ist Gendern ein Martyrium.“ Denn: „Beim Gendern tun mir Mutter- und Vatersprache leid.“

Platz 1: Matthias Berger

Der Oberbürgermeister von Grimma wendet sich gegen den „Genderwahn“. Er brachte die Verwaltungen der Stadt Grimma und des Landkreises Leipzig dazu, auf Gendersterne und ähnliche ideologisch motivierte Schreibweisen zu verzichten (siehe DSW 86, Seite 4). Am 11. Oktober 2021 stimmte der Verwaltungsausschuß der Stadt Grimma einem Antrag „zur Schrift- und Sprachregelung in der Stadtverwaltung Grimma“ zu. So wurde Matthias Berger als Oberbürgermeister damit beauftragt, dafür zu sorgen, daß sich die Stadtverwaltung bei geschlechtersensibler Sprache an die Empfehlung des Rechtschreibrats hält. Dieser hatte dazu geraten, Genderschreibweisen nicht zu verwenden, die zum Beispiel Sterne, Doppelpunkte oder Unterstriche enthalten.

Nur zwei Tage später stellte Berger im Kreistag des Landkreises Leipzig erfolgreich einen Antrag gegen das Gendern in der Kreisverwaltung. „Berger holte bei der sonst an Höhepunkten armen Kreistagsdebatte zum Rundumschlag gegen den aus seiner Sicht grassierenden ‚Genderwahn‘ aus“, berichtete damals die Leipziger Volkszeitung und zitierte ihn mit den Worten: „In Dienstanweisungen für Feuerwehren ist mittlerweile von Bartträger*innen die Rede, oder es wird über Hygieneartikel für menstruierende Männer philosophiert. Angler werden zu Angelmenschen erklärt.“ Solche Auswüchse sorgten bei den Bürgern für Kopfschütteln und Entsetzen, so der Oberbürgermeister. „Grimma liegt an der Straße der deutschen Sprache“, begründete Berger im Kreistag seinen Einsatz. Letztlich stimmten 52 Kreisräte für Bergers Antrag und nur 16 dagegen, 5 enthielten sich. Das gute Beispiel machte unterdessen bereits in anderen Städten in der Region Schule. So beschloß die Stadt Wurzen am 1. Februar dieses Jahres in einem wortgleichen Antrag ebenfalls, keine Gendersterne zu verwenden. (dsw)

Vorgeschlagen waren:

  • Dieter Hallervorden: Der Schauspieler und Leiter des Schloßpark-Theaters in Berlin wendet sich gegen das Gendern: „Alles, was von Seiten des Theaters herausgegeben wird, wird nicht dazu dienen, die deutsche Sprache zu vergewaltigen.“ Er veröffentlichte das neue Album „80 plus“ mit einem Lied gegen das Gendern: „Beim Gendern tun mir Mutter- und Vatersprache leid.“
  • Frank Volk: Der Bürgermeister von Neckargemünd wehrt sich gegen „THE LÄND“, die neue Werbekampagne Baden-Württembergs. Er eröffnete ein Bußgeldverfahren gegen die Staatsregierung wegen des wilden Plakatierens und sagte: „Wie weit geht die Verballhornung der deutschen Sprache noch? Reichten das Gendersternchen und Großbuchstaben mitten im Wort noch nicht?“
  • Elke Heidenreich: Die Schriftstellerin und Literaturkritikerin findet in der Öffentlichkeit immer wieder deutliche Worte gegen die Gendersprache. „Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich“, sagte sie zum Beispiel dem Kölner Stadt-Anzeiger.
  • Claudia Neumann: Die ZDF-Sportreporterin und Germanistin tritt dafür ein, nicht jedes Wort auf die Rassismus- und Sexismus-Goldwaage zu legen. Dem Magazin „t-online“ sagte sie: „Was wir nicht machen sollten, ist, permanent die Moralkeule zu schwingen. Das führt nur zu noch mehr Konfrontation … Heißt für mich: besser Nachsicht und Einsicht statt Ächtung und Spaltung.“
  • Matthias Berger: Der Oberbürgermeister von Grimma wendet sich gegen den „Genderwahn“. Er brachte die Verwaltungen der Stadt Grimma und des Landkreises Leipzig dazu, auf Gendersterne und ähnliche ideologisch motivierte Schreibweisen zu verzichten.
  • Bayerischer Rundfunk: Der öffentlich-rechtliche Sender hat im Dezember 2020 beschlossen, weitestgehend auf das Schreiben und Sprechen von Gendersternen oder -doppelpunkten zu verzichten. Die Sprechpause erzeuge Irritationen bei den Zuhörern. Für das Jahr 2022 will die Geschäftsleitung neu entscheiden.
  • Kremser Liköre: Die kleine Görlitzer Brennerei der Familie Kremser wirbt im Netz mit frechen Sprüchen für ihre Erzeugnisse, zum Beispiel: „Liebe Likörfreunde, wir gendern nicht, weil ‚Likörtrinkende‘ das vollkommen falsche Signal ist.“