Diversity statt Vielfalt – Spruchreif Nr. 1

„Die Sprache ist ein wesentliches Element, um Diversity voranzutreiben“, verkündet Peggy Hutchinson. Da ist es wieder, das Zauberwort: „Diversity“. Auf deutsch bedeutet es schlicht und einfach „Vielfalt“. Wer würde nicht der Auffassung zustimmen, daß die Vielfalt der Sprachen ein hohes Gut ist? Jede Sprache gibt eine andere Sicht auf die Welt, wußte schon Wilhelm von Humboldt.

Doch eine Verfechterin der Sprachenvielfalt ist Peggy Hutchinson gar nicht, ganz im Gegenteil. Deswegen spricht sie auch nicht von „Vielfalt“, sondern von „Diversity“. Dabei handelt es sich eher um das Konzept, einen neuen Weltmenschen zu schaffen, der nicht mehr an seine Sprache, sein Land, seine Religion oder sogar sein Geschlecht gebunden ist. Der austauschbare, mobile Weltmensch: ideal für weltweit agierende Unternehmen.

Daher verkündet die Geschäftsführerin der Digitalagentur „SinnerSchrader“ AG im Magazin „lead – Digitales Leben“ stolz: „Im letzten Jahr haben wir mit einem SinnerSchrader Studio in Berlin einen internationalen Standort aufgebaut. Da ist es uns gelungen, innerhalb von Deutschland ein rein englischsprachiges Studio einzuführen.“ Herzlichen Glückwunsch! Welch eine Leistung, daß ein deutsches Unternehmen in Deutschland rein englischsprachige Arbeitsplätze schafft!

„Diversity“ ist also der Feind von Vielfalt: „Eine einheitliche Sprache zu haben, war auch ein strategisches Ziel“, bekennt Hutchinson. Die Frage, warum diese einheitliche Sprache nicht Deutsch sein kann, erübrigt sich dabei, schließlich geht es um den ungebundenen Weltmenschen, und der spricht nicht Deutsch. „Krieg ist Frieden“, heißt es in Orwells „1984“, dem Paradebeispiel dafür, mit welchen sprachlichen Mechanismen die Menschheit manipuliert werden kann. Heute heißt es: Einfalt ist „Diversity“, mit Globalenglisch als Einheitssprache für den Einheitsmenschen.

Thomas Paulwitz