INSA-Sprachumfrage 2019/20 (Teil 5): Verkommt die deutsche Sprache?

INSA-Befragung zur deutschen Sprache 2019/20: Wie denkt Deutschland über die deutsche Sprache?

Für 61 Prozent verkommt die deutsche Sprache zunehmend

Wenn 37 Prozent der Befragten die Entwicklung der deutschen Sprache negativ sehen, dann könnte man vielleicht einen ähnlich hohen Anteil an Zustimmung erwarten, wenn die folgende These aufgestellt wird: „Die deutsche Sprache verkommt zunehmend.“ Wer dies glaubt, muß sich jedoch getäuscht sehen, denn mit 61 Prozent stimmen laut INSA weit mehr dieser Aussage zu. Dagegen entsprechen die 26 Prozent, die nicht der Ansicht sind, daß die Sprache verkommt, ungefähr denjenigen 27 Prozent, welche die Sprachentwicklung positiv sehen. Das bedeutet wahrscheinlich, daß die 31 Prozent, die in der Frage gespalten sind, wie sie die Entwicklung beurteilen sollen, und daher „teils, teils“ antworteten, eher zu den Besorgten zählen, auch wenn sie durchaus positive Entwicklungen wahrnehmen.

GfdS 2008

INSA 2019

„Die deutsche Sprache droht immer mehr zu verkommen.“

„Die deutsche Sprache verkommt zunehmend.“

65 %: sehe das auch so 61 %: stimme zu
23 %: sehe das nicht so 26 %: stimme nicht zu
12 %: unentschieden, keine Angabe 14 %: weiß nicht, keine Angabe

GfdS = Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden

Im Vergleich zur GfdS-Befragung von 2008 hat sich am Ergebnis nicht viel geändert. Damals stimmten einer sehr ähnlichen Frage 65 Prozent der Befragten zu. Rechnet man aus der INSA-Umfrage die Auslandsstämmigen heraus, erreicht man mit 64 Prozent fast denselben Wert. Die Befragten mit ausländischen Wurzeln stimmten nämlich zwar immer noch mehrheitlich, aber lediglich zu 51 Prozent der These zu, daß die deutsche Sprache zunehmend verkommt.

Politisch Interessierte sind am besorgtesten

Auffällig ist, daß sich diesmal beide Geschlechter in ihrer Zustimmung einig sind. Je nach dem, welcher Partei ein Befragter anhängt, gibt es jedoch Unterschiede. Personen, die sich rechts der politischen Mitte sehen, stimmen zu 73,7 Prozent zu, daß die deutsche Sprache zunehmend verkommt; links der Mitte sind es nur noch 53,5 Prozent. Wieder sind die Wähler von Linken (61 Prozent), FDP (63 Prozent) und AfD (79 Prozent) besorgter als die Wähler von CDU/CSU (57 Prozent), SPD (53 Prozent) und Grünen (51 Prozent). Eine weitere Erkenntnis: Je höher das politische Interesse, desto größer die Zustimmung zur These, daß die deutsche Sprache verkommt. 69,6 Prozent der Befragten mit sehr hohem politischen Interesse stimmen ihr zu.

Auch gibt es landsmannschaftliche Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern (70,2 Prozent) und in Brandenburg (69,4 Prozent) ist die Zustimmung zu dieser These am größten, im Saarland (54,1 Prozent) und in Baden-Württemberg (52,1 Prozent) am geringsten. Bekanntlich wirbt das letztgenannte Bundesland mit dem Spruch: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Ebenfalls spielt das Alter der Befragten wieder eine Rolle. 48 Prozent der 18- bis 29jährigen, aber 68 Prozent der 50- bis 59jährigen stimmen der These zu. Die Besorgnis wächst mit dem Alter, erst die über 60jährigen urteilen wieder etwas milder (64 Prozent).

Über die INSA-Befragung zur deutschen Sprache 2019/20

Das Erfurter Institut INSA-CONSULERE GmbH hat eine repräsentative Meinungsumfrage zur deutschen Sprache durchgeführt. Im Auftrag der Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache befragte es im November 2019 mit Hilfe des INSA-Meinungstrends 2.079 Personen ab 18 Jahren ausführlich, was die Bevölkerung in Deutschland über die deutsche Sprache und ihre Entwicklung denkt. Der DEUTSCHEN SPRACHWELT liegen die Ergebnisse vor. Diese leisten einen wertvollen wissenschaftlichen Beitrag in der Debatte über die Zukunft der deutschen Sprache. Die Ergebnisse werden an dieser Stelle nach und nach veröffentlicht. Sie sind auch in der Druckausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT (DSW 78, Winter 2019/20) nachzulesen, die wir kostenfrei zuschicken.

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