Pro Deutsche Welle, Wolfgang Reinhart und Volker Hoff, Norbert Lammert und Manuscriptum
Mahnung an die Deutsche Welle
Die Deutsche Welle darf nicht englisch werden. Dieser Meinung sind offenbar auch viele Leser der DEUTSCHEN SPRACHWELT. Denn eine Woge der Sympathie trug die Initiative „Pro Deutsche Welle“ auf den 1. Platz bei der Wahl der „Sprachwahrer des Jahres“ 2008. 32,7 Prozent entschieden sich für die Initiative von über hundert Mitarbeitern der Deutschen Welle, die im vergangenen Jahr vor der Amerikanisierung des deutschen Auslandssenders gewarnt hatten. In einem Papier hatten sie geschrieben: „Während das Auslandsfernsehen überall sonst in Europa die Pflege und Vermittlung der eigenen Sprache als Aufgabe beibehält, hat die Intendanz der Deutschen Welle nun offenbar beschlossen, unseren Sender dem englischen Sprachraum zuzurechnen. Während die Politik darum ringt, der deutschen Sprache in den Institutionen der Europäischen Union mehr Geltung zu verschaffen, soll der Sender, der das Bild der Deutschen im Ausland prägt, das Signal aussenden, daß die eigene Sprache zweitrangig ist.“
Den zweiten Platz erreichten mit 19,4 Prozent die Europaminister Wolfgang Reinhart und Volker Hoff, die beide im vergangenen Jahr Initiativen zur Stärkung der deutschen Sprache in der Europäischen Union angestoßen hatten. Hoff hat allerdings Anfang Februar die hessische Landesregierung verlassen, so daß sich die Erwartungen nun vor allem auf Reinhart, den EU-Sprachenbeauftragten der deutschen Bundesländer, richten. Den dritten Platz teilen sich mit je 17,3 Prozent Bundestagspräsident Norbert Lammert, der sich seit langem für die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz einsetzt, und „Manuscriptum“. Der Verlag hält an der traditionellen Rechtschreibung fest und vertreibt das einzige große Wörterbuch in bewährter Orthographie.
Vorgeschlagen waren:
Wolfgang Reinhart und Volker Hoff: Die beiden Europaminister aus Baden-Württemberg und Hessen setzten sich im Jahr 2008 besonders für die Stärkung der deutschen Sprache in der Europäischen Union (EU) ein. Reinhart, der EU-Sprachenbeauftragte der Länder, setzt seit seinem Amtsantritt am 4. Juni 2008 alle Hebel in Bewegung, um zu Fortschritten zu kommen. Hoff übergab im April 2008 EU-Sprachenkommissar Orban eine von zahlreichen europäischen Regionen und Europaabgeordneten unterzeichnete Erklärung zur stärkeren Verwendung der deutschen Sprache in der EU.
Initiative „Pro Deutsche Welle“: Rund einhundert Mitarbeiter der „Deutschen Welle“ schlossen sich im Ende August 2008 zur Initiative „Pro Deutsche Welle“ zusammen. Sie wollen verhindern, daß die englische Sprache Deutsch als Leitsprache des Auslandssenders, der sich aus deutschen Steuergeldern finanziert, ablöst.
Paul-Josef Raue: Der Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung spießt in seiner wöchentlichen Kolumne „Friedhof der Wörter“ Fehlentwicklungen in der deutschen Sprache auf. In gekonnter Weise schreibt er nicht nur über „Denglisch“, sondern zu allen Fragen der deutschen Sprache. Seine allgemeinverständliche Sprachkritik ist bei den Lesern äußerst beliebt. Die regionale Tageszeitung hat eine verbreitete Auflage von rund 170.000 Stück.
Manuscriptum: Der an das Versandhaus „Manufactum“ angeschlossene Verlag hält an der traditionellen Rechtschreibung fest und bietet mit dem Mackensen nicht nur „das einzige verfügbare große Wörterbuch in der bewährten Orthographie“ an, sondern auch zahlreiche zeitlose sprachkritische Werke wie Arthur Schopenhauers „Aber die Sprache laßt unbesudelt“.
Norbert Lammert: Der Bundestagspräsident brachte die Forderung, Deutsch ins Grundgesetz aufzunehmen, in die politische Debatte. Der Anlaß seiner Initiative war die erste Föderalismusreform von 2006. Seit dem Beschluß des CDU-Bundesparteitags vom 2. Dezember 2008 ist das Thema in aller Munde.