INSA-Sprachumfrage 2019/20 (Teil 4): Erfreuliche oder besorgniserregende Entwicklung?

INSA-Befragung zur deutschen Sprache 2019/20: Wie denkt Deutschland über die deutsche Sprache?

37 Prozent sehen die Entwicklung negativ, 27 Prozent positiv

Bei der Frage, wie die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache allgemein beurteilt wird, gibt es kein eindeutiges Bild. 37 Prozent sehen sie negativ, 27 Prozent positiv, 32 Prozent sehen Positives wie Negatives. Im Vergleich zur IdS-Erhebung von 2009 hat sich sowohl die Zahl der Besorgten als auch die Zahl der Zuversichtlichen (etwas mehr) erhöht. Im Gegenzug gibt es weniger Zwiegespaltene. Die Waage neigt sich aber eher in die Richtung einer wenig hoffnungsvollen Sichtweise.

IdS 1999

IdS 2009

INSA 2019

„Finden Sie die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache eher erfreulich oder eher besorgniserregend?“

„Finden Sie die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache …“

„Wie beurteilen Sie allgemein die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache?“

1 %: sehr erfreulich 9 %: sehr positiv
4,7 %: eher erfreulich 15 %: erfreulich 18 %: eher positiv
30,8 %: teils, teils 53 %: teils, teils 32 %: teils, teils
26,5 %: eher besorgniserregend 27 %: besorgniserregend 27 %: eher negativ
26,2 %: weder noch 3 %: sehr besorgniserregend 10 %: sehr negativ
11,7 %: weiß nicht 1 %: keine Angabe 5 %: weiß nicht, keine Angabe

IdS = Institut für deutsche Sprache, Mannheim

Auffällig ist, daß sich die Wahrnehmung zwischen den Geschlechtern unterscheidet. Männer sehen häufiger eine positive Entwicklung als Frauen (30 zu 23 Prozent). Frauen hingegen antworten häufiger als Männer mit „teils, teils“ (34 zu 31 Prozent) und mit „negativ“ (38 zu 35 Prozent). Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch in den jeweiligen Altersgruppen. Während 18- bis 29jährige die Entwicklung der deutschen Sprache mehr positiv als negativ sehen (44 zu 17 Prozent), kippt dieses Verhältnis mit zunehmender Spracherfahrung bereits ab der Gruppe der 30- bis 39jährigen (30 zu 32 Prozent) und gerät am deutlichsten in der Altersstufe der 40- bis 49jährigen ins Negative (24 zu 44 Prozent).

Auslandsstämmige sind unbesorgter

Die Abstammung spielt ebenfalls eine Rolle. Rechnet man die Befragten ohne ausländische Wurzeln heraus, so ist die Beurteilung wesentlich skeptischer: 41 Prozent (statt 37 Prozent) sehen die Sprachentwicklung als schädlich, 22 Prozent (statt 27 Prozent) als vorteilhaft an. Befragt man dagegen nur die Auslandsstämmigen, ergibt sich ein völlig entgegengesetztes Bild: Zwar sehen noch 20 Prozent die Entwicklung negativ, doch fast die Hälfte (45 Prozent) positiv.

Die Zahl der Besorgten ist bei den Wählern von FDP (41 Prozent), Linken (44 Prozent) und AfD (61 Prozent) am größten, die Zahl der Zuversichtlichen bei CDU/CSU- (36 Prozent) und SPD-Wählern (37 Prozent). Am wenigsten einig ist sich die Wählerschaft der Grünen: 31 Prozent sehen die Entwicklung positiv, ebenso 31 Prozent negativ, und „teils, teils“ sagen 35 Prozent. Der höchste Anteil derer, welche die Entwicklung als schädlich empfinden, findet sich in Brandenburg (58,5 Prozent), während der höchste Anteil derer, die ihr etwas Positives abgewinnen, im Saarland daheim ist (33,8 Prozent).

Über die INSA-Befragung zur deutschen Sprache 2019/20

Das Erfurter Institut INSA-CONSULERE GmbH hat eine repräsentative Meinungsumfrage zur deutschen Sprache durchgeführt. Im Auftrag der Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache befragte es im November 2019 mit Hilfe des INSA-Meinungstrends 2.079 Personen ab 18 Jahren ausführlich, was die Bevölkerung in Deutschland über die deutsche Sprache und ihre Entwicklung denkt. Der DEUTSCHEN SPRACHWELT liegen die Ergebnisse vor. Diese leisten einen wertvollen wissenschaftlichen Beitrag in der Debatte über die Zukunft der deutschen Sprache. Die Ergebnisse werden an dieser Stelle nach und nach veröffentlicht. Sie sind auch in der Druckausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT (DSW 78, Winter 2019/20) nachzulesen, die wir kostenfrei zuschicken.

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